Das Jahr 2013 im Rückblick

Auf dieser Seite sind alle Aktivitäten, Neuigkeiten und Berichte des Jahres 2013 zu finden.

6. bis 9. Juni 2013 - Hochwassereinsatz in Pechau, Magdeburg

Wir geben nicht auf!

Der Einsatz in den Hochwassergebieten in Sachsen und Sachsen-Anhalt, war in jeder Hinsicht ein Einsatz der Extreme. Auch in emotionaler Hinsicht. Ein Einsatzleiter erzählt.

Die nachfolgend geschilderten Szenen stellen nur einen winzigen Ausschnitt eines gigantischen Einsatzes dar. Sie sollen exemplarisch zeigen, mit welchen Situationen Einsatzkräfte „fern der Heimat“ konfrontiert werden können.

07.06.2013, 20:10 Uhr, Tagebuchnummer 276: Rappe 200 meldet mehrere Löcher im Deich.
Frage: „Werden die Deiche über Nacht halten?“
Antwort: „Bundespolizei verlässt die Einsatzstelle, keine Kräfte mehr vor Ort.“

In der kritischen Nacht vom 7. auf den 8. Juni werfen wir in unserem Einsatzabschnitt südlich von Magdeburg alle Kräfte, die wir aufbieten können, in das Rennen gegen den Deichbruch. Wir werden auf Bitte des Magdeburger Amtsleiters sogar den Grundschutz in Berlin reduzieren, um außerplanmäßig weitere Kräfte nachzuführen. Und was macht die Bundespolizei? Sie fährt in ihr Hotel (!) um sich auszuruhen.

Doch so manche „Liebesgeschichte“ beginnt mit einem holprigen Start. Am Ende werden auch wir die Bundespolizisten in diesem Einsatz noch zu schätzen wissen und lieben lernen. Mit einer Einsatzzeit von neun Tagen am Stück wird „Rappe 200“ mit seinen Männern und Frauen als feste und verlässliche Größe an unserer Seite stehen. Sie werden Tag für Tag wie Feuerwehrleute und Soldaten Sandsäcke schleppen, füllen und stapeln. 

Am dritten Tag werde ich den Hundertschaftsführer bitten, eine
– im Hochwassereinsatz unerfahrene – Brandschutzbereitschaft aus Niedersachsen in die hohe Kunst der Deichverteidigung einzuweisen. Denn inzwischen kennen die Bundespolizisten „ihren“ Deich besser als jeder andere und haben in feuerwehrtechnischen Themen eine extrem „steile Lernkurve“ hinter sich gebracht.
Auch wir haben von den Polizisten gelernt. So wird z.B. ein unerwünschter Anruf während einer Lagebesprechung mit einem schlichten „Warten Sie“ beantwortet. Egal wer gerade anruft. So einfach ist das.


„Viele Hände, schnelles Ende“ – die Magdeburger packen an

Sonntag, 09.06.2013, 12:50 Uhr, Tagebuchnummer 575: Ortsteile südlich der B1 werden evakuiert, Evakuierung wird von TEL geleitet, B-Dienst informiert die ziv. Helfer am Sportplatz.

Vor zehn Minuten betrat der Bürgermeister unsere provisorische Führungsstelle und teilte uns mit, dass das Land Sachsen- Anhalt die Räumung der ostelbischen Gebiete südlich von Magdeburg wegen der konkreten Gefahr von Deichbrüchen angeordnet hat. 

Draußen auf dem Sportplatz von Pechau füllen derweil hunderte Magdeburgerinnen und Magdeburger Sandsäcke. So wie sie es in der Katastrophe jeden Tag von früh bis spät getan haben, um den unermesslichen Bedarf unserer Einsatzkräfte auf den Deichen zu decken. Mit den ersten Sonnenstrahlen stehen die ersten Helfer auf dem Platz; sie gehen erst spät in der Nacht für ein paar Stunden schlafen. Sie schippen Sand, beladen die LKW und die Transportnetze für die Hubschrauber. Sie haben Blasen an den Händen, Sonnenbrand auf den Schultern, aber sie geben nicht auf. Jeder gibt, was er kann, es geht um ihr Land, ihre Häuser.

 Ein Döner-Imbiss aus Magdeburg hat einen Stand aufgebaut und gibt Kebab an die Helfer aus. Selbstverständlich unentgeltlich, Ehrensache. Ein Getränkehandel stellt für die freiwilligen Helfer palettenweise Mineralwasser an den Straßenrand. Sie schwitzen ordentlich, denn so ein Sandsack ist schwer.
Und nun müssen alle Zivilisten raus aus dem gefährdeten Bereich. Auf dem Sportplatz haben die Ersten schon das Handy am Ohr. Ihre besorgten Gesichter verraten, dass das Gerücht um die Räumung schon seine Runden macht. Jetzt gilt es, keine Zeit zu verlieren und professionell zu informieren. Der Bürgermeister bittet uns,
ihm das abzunehmen, für ihn ist das in diesem Moment zu viel. Die Helfer auf dem Sportplatz nehmen es mit Fassung, vielleicht sind sie nach der Anstrengung der letzten Tage auch einfach zu erschöpft.
Unsere Anerkennung für die unglaubliche Unterstützung durch die Bürger kommt von Herzen. Wir erklären, wie die Räumung abläuft, wo es Unterstützung gibt, was zu beachten ist. Einer fragt: „Aber ihr bleibt doch hier, oder?“ „Ja, wir geben nicht auf, wir machen weiter. Ihr habt Großes geleistet, vielen Dank!“


„Charlie don‘t surf“ – Heeresflieger im Einsatz


Sonntag, 09.06.2013, 14:57 Uhr: Tagebuchnummer 596: Die Heeresflieger stellen den Flugbetrieb ein und verlegen in den nächsten Einsatzraum.  

 „Flapp-Flapp-Flapp“ – das charakteristische „Teppichklopfen“ der Militärhubschrauber vom Typ Bell UH1-D wird uns noch lange in den Ohren klingen, da ist in dem – inzwischen geräumten – Landstrich südlich von Magdeburg nur noch der einsame rufende Kuckuck zu hören. Der Hochbetrieb der letzten Tage ist in unserem Unterabschnitt „Sand & Sack“ und dem behelfsmäßigem „Feldflugplatz“ einer gespenstischen Ruhe gewichen. Fast ununterbrochen haben die Piloten der Bundeswehr in den vergangenen Tagen im Minutentakt Sandsackladung um Sandsackladung an die schwer zugänglichen Stellen im Deich geflogen. Bei Tag genauso wie in der Nacht, dank militärischer Nachtsichtgeräte. Das bedeutet tausende Landungen, tausende Lastaufnahmen, präzise Anflüge und ein zentimetergenaues Absetzen auf der Deichkrone.

Dabei gab es nur wenige „Drops“ der Außenlast aus größerer Höhe auf den durch die Wassermassen geschwächten Deich und glücklicherweise keinen Flugunfall. Dass die Rotoren durchaus das eine oder andere Blatt vom Baum getrennt haben, kommentiert einer der Piloten lässig: „Da darf kein dickerer Ast dabei sein, sonst landen wir rückwärts in der Elbe. Aber wir fliegen hier schließlich nicht friedensmäßig.“
Durch ihren zuverlässigen, professionellen und konzentrierten Einsatz haben die Heeresflieger eine Schlüsselrolle für den Erfolg im Einsatzraum Pechau eingenommen und nicht nur uns schwer beeindruckt. Mit Manpower und Schubkarren alleine wäre die Verteidigung unseres schwer zugänglichen Deiches am Elbumflutkanal sicher nicht gelungen.


Auch so standen wir mehrfach kurz vor dem Verlust des Deiches, und das höchste Lob des Deichgrafen am Ende unseres Einsatzes gilt auch den Heeresfliegern: „Hätte nicht gedacht, dass dieser Deich bei einem Pegel von 7,47m überhaupt zu halten ist.“ Wie die hier skizzierten Eindrücke zeigen, sind im Katastropheneinsatz viele Kompetenzen gefordert, die so in der feuerwehrtechnischen Ausbildung kaum vermittelt werden. Neben Geduld und einem langen Atem sind die wichtigsten vielleicht menschliches Einfühlungsvermögen, Improvisationstalent und das Bewusstsein, nur ein kleines Zahnrädchen in der riesigen Katastrophenabwehrmaschinerie zu sein.
Das nächste Hochwasser wird kommen. Wir werden wieder alles geben.


Philipp Klein, BFRA, Einsatzleiter B in Pechau
LBD-Info 3/13, Berliner Feuerwehr

20. Januar 2013 - Brand, Schwarzer Weg, Schmöckwitz

Die Wasserversorgung der Einsatzstelle im Wald (Nähe Schwarzer Weg) gestaltet sich zunächst als schwierig. Die Kameraden mussten in großer Eile eine Versorgung über lange Wegstrecken vom Seddinsee her aufbauen. Dem umsichtigen Handeln des Staffelführers der FF Bohnsdorf ist es zu verdanken, dass wir das Übergreifen der Flammen vom brennenden Holzstand auf das Haus mit nur 500 Litern Wasser an Bord verhindern konnten.